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Matthias Heitmann  Klartext

Katastrophilie oder: Die voyeuristische Lust am eigenen Untergang

Eigentlich hätte die Welt am 21. Mai um 18 Uhr untergehen sollen. Doch der kalifornische Prediger Harold Camping hatte sich, wie er kurz darauf einräumte, vertan; die Apokalypse liegt nun für den 21. Oktober auf Wiedervorlage. Solche religiösen Untergangsprophezeiungen ringen den meisten Menschen höchstens ein müdes Lächeln ab. Dennoch: Apokalyptisches Denken steht heute hoch im Kurs: Es beeinflusst das Handeln der Menschen, sowohl im privaten Leben als auch in Politik und Gesellschaft. Es beschwört die Schuld und Verdorbenheit des Menschen oder aber dessen Unfähigkeit, dem Untergang zu entrinnen. Wiederhall findet dieses Denken als zunehmende Bereitschaft, die Folgen von Unfällen und Naturereignissen zu dramatisieren und „automatisch“ vom Schlimmsten auszugehen. Die Folgen dieses Denkens sind für die Gesellschaft dramatischer als alle Unfälle und „Katastrophen“ zusammen: Sie verliert nicht nur die Fähigkeit, zwischen echten und gefühlten Bedrohungen zu unterscheiden, sondern auch die, auf wirkliche Bedrohungen überlegt und angemessen zu reagieren.


Es handelt sich bei diesem Artikel um eine leicht veränderte Fassung des Anfang Juli im "Schweizer Monat" erschienenen Artikel "Die Lust am eigenen Untergang"


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