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Matthias Heitmann  Klartext

Der Regenwald hat’s gern mollig warm

Eines der am häufigsten beschriebenen Katastrophen-Szenarien im Zusammenhang mit der Erderwärmung ist der Untergang der tropischen Regenwälder. Doch Wissenschaftler bringen nun auch diese Horrorvorstellung ins Wanken: Carlos Jaramillo und seine Mitarbeiter vom Smithsonian Tropenforschungsinstitut in Panama berichteten in ihrem Beitrag „Effects of Rapid Global Warming at the Paleocene-Eocene Boundary on Neotropical Vegetation“ in der Novemberausgabe der Zeitschrift Science, dass der Regenwald während einer extremen Warmphase vor 56 Millionen Jahren bei Temperaturen, die drei bis fünf Grad höher waren, und bei atmosphärischen CO2-Konzentrationen, die um das Zweieinhalbfache höher lagen als heute, bestens gedieh.


Die Wissenschaftler hatten Pollen in Bohrkernen und Sedimenteinschlüssen aus Kolumbien und Venezuela aus der Zeit vor, während und nach einer plötzlichen globalen Erwärmung an der Paläozän/Eozän-Grenze untersucht. Damals verdoppelte sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre innerhalb von nur 10.000 Jahren. Im Gegensatz zu der Annahme, dass tropische Regenwälder unter diesen Bedingungen vernichtet werden könnten, nahm die Biodiversität während dieser Warmzeit rapide zu, während die Feuchtigkeit nicht wesentlich abnahm. Vieles spricht dafür, dass der Regenwald sich während der kurzen und intensiven Warmzeit bestens entwickelt hat. „Dies ist eine der ersten Studien an Material, das aus der Nähe des Äquators stammt“, erläutert Jörg Pross, Paläoklimatologe am Institut für Geowissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt die Bedeutung der Ergebnisse. Bisherige Analysen hätten sich vor allem auf Proben aus den kühleren Regionen der höheren Breitengrade bezogen. Wolle man aber durch einen Rückblick in die Erdgeschichte prognostizieren, wie der Regenwald auf das zu erwartende feucht-heiße Klima reagieren wird, brauche man Material aus den tropischen Regionen. Quelle: Pressemitteilung der Goethe-Universität: „Verträgt der Regenwald globale Erwärmung?“, 12.11.10, www.idw-online.de.